Die Perseiden zeigen sich dieses Jahr besonders gut
von Winfried Kräling
Der Monat August zählt zu den angenehmsten Monaten des Jahres für Sternfreunde; es wird wieder deutlich früher dunkel als in den Monaten zuvor und in den Nächten herrschen angenehme Temperaturen. „Ein schöner Laurentiustag (10. Aug.) bringt einen trockenen Herbst“ lautet eine Bauernregel mit einer Treffsicherheit von ca. 80%, wenn es um diesen Lostag außergewöhnlich sonnig ist.
Klarer Himmel um den Laurentiustag vorausgesetzt, lassen sich besonders in der ersten Monatshälfte häufig Sternschnuppen beobachten, die besonders zahlreich zwischen dem 10. und dem 14. August über den Himmel huschen. Die meisten von ihnen scheinen ihren Ursprung im Sternbild Perseus zu haben (siehe Grafik), das man in Augustabenden über dem nordöstlichen Horizont findet. Aus diesem Grunde nennt man diese Sternschnuppen auch Perseiden (sprich: Perse – iden). Da in diesem Jahr kein Mondlicht die Beobachtung stört, werden auch lichtschwächere Perseiden zu sehen sein. Da ihr Erscheinen mit dem Namenstag des Märtyrers Laurentius (10. August) zusammenfällt, werden sie im Volksmund auch die Tränen des Laurentius genannt. Die Perseiden bestehen aus den Auflösungsprodukten des Kometen 109P/Swift-Tuttle, dessen Bahn die Erde immer um den 12. August kreuzt. Diese Auflösungsprodukte – Parikel in Staubkorn- bis Erbsengröße – dringen mit circa 60 Kilometer pro Sekunde (!) in die Erdatmosphäre ein und regen die Moleküle der Erdatmosphäre oberhalb von 80 km Höhe zum Leuchten an. Astronomen sagen ein Maximum der Sternschnuppenaktivität für den Morgen des 13. August zwischen 1:30 und 4 Uhr voraus. Es wird damit gerechnet, dass in einer Stunde bis zu 100 Meteore zu sehen sein werden, möglich ist sogar, dass die Sternschnuppenaktivität kurzzeitig noch höhere Werte aufweist. Auch recht helle Objekte, so genannte Feuerkugeln oder Boliden sind bei den Perseiden keine Seltenheit.
Wie schon erwähnt, wird der Mond nicht die Beobachtung der Perseiden mit seinem Licht stören, am 3. August findet man ihn als abnehmenden Halbmond am Morgenhimmel. Um den 10. August steht unser Trabant unbeobachtbar am Taghimmel und am 13. August kann die schmale Mondsichel wieder in der Abenddämmerung knapp über dem Südwest- bis Westhorizont aufgefunden werden. Am 16. erreicht der Mond sein erstes Viertel (Halbmond) und am 24. August leuchtet er als Vollmond die ganze Nacht.
Gleich drei der hellen Planeten stehen zu Monatsbeginn in der Abenddämmerung über dem westlichen Horizont. Doch selbst Venus, die in den Vormonaten als strahlender Abendstern am abendlichen Nachthimmel stand, ist kein auffälliges Objekt mehr, da sie im August bereits während der Dämmerung unter geht. Im Teleskop erscheint sie mit einer deutlichen Phase, nur noch etwa die halbe Venusscheibe wird von der Sonne bestrahlt (Einsatz in Sternkarte). Mars und Saturn sind wesentlich lichtschwächer als Venus und dementsprechend noch schwieriger sichtbar, ein Fernglas kann zum Auffinden wertvolle Hilfe leisten. Der Riesenplanet Jupiter lässt sich zum Monatsbeginn ab Mitternacht und zum Monatsende bereits ab etwa 22 Uhr über dem östlichen Horizont (siehe Grafik) im Sternbild Fische beobachten. Er ist so hell, dass er mit keinem anderen Gestirn in dieser Himmelsregion verwechselt werden kann. Da Jupiter der Erde im kommenden Monat am nächsten steht, sind bereits im August Details in seiner lebhaften Atmosphäre zu erkennen. Im Gegensatz zu der Abbildung im Sternkarteneinsatz ist das untere der beiden braunen Hauptbänder überraschend verblasst. Ein solches Verblassen wurde zuletzt in den Jahren 1989/90 und 1993 beobachtet. Wie lange die Jupiteratmosphäre durch nur ein Band geziert wird, ist ungewiss, es kann Monate oder auch länger als ein Jahr dauern, bis sich das verschwundene SEB (South Equatorial Belt = Südliches Äquatorial Band) erneut bildet. Bilder des Weltraumteleskop Hubble zeigen, dass das SEB von Ammoniakkristallen in der oberen Jupiteratmosphäre verdeckt wird. Das Wiedererscheinen dieses Bandes läuft in der Regel wie folgt ab: Zuerst erscheint in der Region des SEB ein gleißend heller und anschließend ein sehr dunkler Fleck, der im Laufe von Wochen oder Monaten, durch die gewaltigen Winde in der Jupiteratmosphäre, zu einem neuen, den Planeten umfassenden, Band auseinander gezogen wird. Da dieser Prozess auch mit kleineren Teleskopen sichtbar ist, bleiben die nächsten Wochen und Monate spannend. Doch nicht nur die Wolkenbänder des Jupiters, sondern auch seine vier hellen Monde sind beliebte Beobachtungsobjekte für Liebhaberastronomen. Die unterschiedlichen Positionen – mal stehen alle auf einer Seite Jupiters, mal zwei links zwei rechts oder es sind für Zeitspannen von Stunden nur drei Monde sichtbar – lassen sich bereits in einem Fernglas erkennen. Mit einem Fernrohr ab 70mm Linsendurchmesser kann man gelegentlich einen Mondschatten auf der Jupiterscheibe erblicken und mit noch größeren Teleskopen lässt sich sogar die Mondscheibe selbst vor Jupiter sehen.
Im August kann auch besonders gut die Milchstraße mit einer Vielzahl von Sternhaufen und Gasnebeln beobachtet werden, sofern kein Mond am Himmel steht oder der Himmel durch künstliche Lichtquellen nicht allzu sehr aufgehellt ist. Die Sternkarte zeigt den Himmel in südlicher Richtung nach Einbruch der Dunkelheit, die markantesten und hellsten Deepsky- Objekte, wie der Kugelsternhaufen M13 im Herkules, die Sternenwolke M24 und der Gasnebel M8 im Schützen sowie die beiden offenen Sternhaufen M6 und M7, sind markiert. Alle diese Objekte lassen sich unter sehr günstigen Beobachtungsbedingungen bereits mit dem bloßen Auge erkennen, sind aber auch unter mäßigen Sichtbedingungen in einem Fernglas zu sehen.