Mondfinsternis für Frühaufsteher
von Winfried Kräling
Der Dezember ist der Monat mit den kürzesten Tagen und den längsten Nächten. Am 22. Dezember haben wir Wintersonnenwende, ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder länger. Bereits in den frühen Abendstunden der Dezemberabende findet man in südlicher Richtung ein hell strahlendes Gestirn, es ist Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems. 63 Monde umkreisen diesen gigantischen Planeten, dessen Durchmesser den der Erde um das 11-fache und dessen Masse die der Erde sogar um das 318-fache übertrifft. Vier dieser Monde sind so hell, dass sie mit bloßem Auge gesehen werden könnten, wenn sie nicht so dicht an Jupiter ständen und von diesem überstrahlt würden. Doch schon ein Fernglas ist ausreichend, um die Bewegungen der Jupitertrabanten zu erkennen. Mittels Teleskop können auch Einzelheiten der Jupiteratmosphäre (Einsatz in Sternkarte) beobachtet werden. In der zweiten Nachthälfte ist auch Saturn wieder ein auffälliges Objekt am Nachthimmel, der Ringplanet befindet sich im Sternbild Jungfrau unterhalb des hellen Fixsternes Spica. Am Morgen des 1. Dezember steht auch die schmale Mondsichel in der Nähe der beiden Gestirne, ein schöner Anblick, der sich mittels Teleobjektiv auf Film oder Chip bannen lässt. Venus leuchtet zurzeit als Morgenstern, am 4. Dezember strahlt sie in ihrem größten Glanz, das heißt, sie kann sogar am Tage mit dem bloße Auge am Himmel gesehen werden. Die Tagbeobachtung mit dem bloßen Auge gelingt am leichtesten, wenn man sie bereits in der Morgendämmerung beobachtet und sich ihre Position einprägt. Zu bedenken ist jedoch, dass sich Venus ebenso wie die Sonne am Himmel weiterbewegt. Im Teleskop zeigt Venus noch eine deutliche Phase (siehe Sternkarteneinsatz). Am Fixsternhimmel kann man tief über dem Südhorizont für wenige Stunden den Stern Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch beobachten, weiter in Richtung Zenit findet man die Konstellationen Wassermann, Walfisch und Fische sowie das markante Pegasusviereck und weitere frühwinterliche Sternbilder (siehe Sternkarte).
In den Frühstunden des 21. Dezember (Dienstag), um 6:28 Uhr, tritt der Mond in den Halbschatten der Erde ein, was allerdings kaum ein auffälliges Ereignis genannt werden kann. Spannend wird es ab 7:31Uhr wenn unser Trabant sich in den Kernschatten der Erde schiebt, was deutlich mit dem bloßen Auge, besser jedoch mit einem Fernglas gesehen werden kann. Total verfinstert ist der Vollmond von 8:39 Uhr bis 9:54 Uhr. Allerdings ist das Ende der Totalität in Deutschland unsichtbar, da der Mond bereits vorher (München 8:06 Uhr, Marburg 8:28 Uhr, Hamburg 8:42 Uhr) untergeht.
Ein astronomischer Laie wird vielleicht erwarten, dass der Mond total unsichtbar ist. Dies ist jedoch nicht der Fall, da nämlich etwas Sonnenlicht in der Erdatmosphäre (wie bei einer Linse) gebrochen wird und somit den Mond erreichen kann. Da langwelliges rotes Licht stärker als das kurzwellige blaue Licht abgelenkt wird, erscheint der Mond in einem mehr oder weniger hellen rötlichen Licht (siehe Zusatzgrafik), was auch den Reiz der Beobachtung ausmacht. Bedingt durch die Horizontnähe des Ereignisses ist ein erhöhter Standort mit freier Sicht zum nordwestlichen Horizont angeraten.
Damit sich eine Mondfinsternis ereignen kann, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Mondfinsternisse ereignen sich nur zur Vollmondzeit und der Mond muss sich nahe seiner Knoten (=Schnittpunkte der Mondebene mit der Erdbahnebene) befinden.
Bei Vollmond steht der Mond in Opposition zur Sonne (siehe Zusatzgrafik). Er befindet sich dabei meist über oder unter der Ebene der Erdumlaufbahn, weil die Ebene der Mondumlaufbahn geringfügig gegen die der Erdbahn geneigt ist. Liegt er aber genügend nahe bei einem der beiden Knoten zwischen beiden Ebenen, findet eine Mondfinsternis statt. Nur bei jedem sechsten Vollmond befindet sich der Mond nahe bei einem Knoten, und eine Finsternis ist möglich. So findet die nächste Mondfinsternis auch schon am 15. Juni 2011 statt, allerdings lässt sich bei dieser nur das Ende der Finsternis beobachten. Erst am 28. September 2015 ist es möglich, den kompletten Verlauf der totalen Phase einer totalen Mondfinsternis zu beobachten.