Nicht nur der „Pferdekopfnebel“ ist Opfer der Lichtverschmutzung
von Winfried Kräling
Scheint an Lichtmess (2. Febr.) die Sonne heiß, kommt noch sehr viel Schnee und Eis – lautet eine alte Bauernregel. Dies bedeutet, dass in dieser Jahreszeit ein Hoch recht beständig sein kann und die Zufuhr von trockener und kalter Festlandsluft für sonnige Tage und klare Nächte sorgt.
In der ersten Monatsdekade ist es noch möglich Jupiter, den größten Planeten unseres Sonnensystems, in der frühen Abenddämmerung über dem südwestlichen Horizont zu erspähen, wo er seine Abschiedsvorstellung gibt und zunehmend der Sonne entgegen eilt.
Einige Tage später, etwa ab dem 20. Februar, erscheint dort ein neuer hellerer Lichtpunkt – es ist der Planet Venus, der von der Sonne hinweg zu eilen scheint und bis Ende September als Abendstern zu sehen sein wird. Da Venus vorerst noch dicht an der Sonne steht, ist sie allerdings noch recht unscheinbar.
Auffällig hingegen ist der Planet Mars, der zu Beginn der Dunkelheit als hell leuchtendes, rötliches Gestirn am östlichen Himmel im Sternbild Krebs zu finden ist. Im Laufe der Nacht steigt Mars immer höher über den Horizont. Da Mars im vergangenen Monat der Sonne gegenüber stand, ist er auch im Februar noch optimal zu sehen. Am 26. Februar erhält Mars Besuch vom fast vollen Mond.
Auch der Ringplanet Saturn verlagert seinen Aufgang in die Abendstunden und zählt wieder zu den beliebteren Beobachtungsobjekten. Zu finden ist er im Sternbild Jungfrau in östlicher Richtung.
Der Anblick des Winterhimmels ist sehr beeindruckend, viele helle Sterne sind auf unserer Sternkarte zu sehen, auch Sirius, der hellste aller Fixsterne zeigt sich im Februar. Von ihm ausgehend finden wir auch das Wintersechseck, das aber kein reguläres Sternbild darstellt, sondern es umfasst hellere Sterne aus mehreren Sternbildern. Von Sirius ausgehend enthält es (im Uhrzeigersinn) die Sterne: Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund, Castor und Pollux in den Zwillingen, Capella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier und Rigel im Orion. Letzteres Sternbild soll heute etwas ausführlicher dargestellt werden:
Neben dem Großen Wagen dürfte Orion das bekannteste Sternbild überhaupt sein, das seit der Antike bekannt ist. Orion soll einen mythischen Himmelsjäger darstellen. Die Sterne Beteigeuze (siehe Zusatzgrafik) und Bellatrix bilden die Schulter, die Sterne Rigel und Saiph die Füße. Das Haupterkennungsmerkmal des Orion ist aber die auffällige Reihe der Sterne Alnitak, Alnilam und Mintaka ( in der Mitte von links nach rechts). Die drei Sterne bilden den Gürtel des Orion , der auch als Jakobsstab oder Jakobsleiter bekannt ist. Der hellste Stern im Orion ist Rigel, ein blauer Überriese in etwa 770 Lichtjahren Entfernung. Mit einer Helligkeit, die die unserer Sonne um das 57000-fache übertrifft, zählt er zu den leuchtkräftigsten Sternen überhaupt. Der Stern Beteigeuze übertrifft die Leuchtkraft unserer Sonne um das 10000-fache und zählt zu den Roten Riesensternen. Sein Durchmesser ist so groß, dass, wenn er die Position der Sonne innehätte, die Jupiterbahn berühren würde. Beteigeuze steht im Verdacht in – nach kosmischen Maßstäben – baldiger Zeit in einer Supernova zu „explodieren“.
Bekannt ist das Sternbild Orion jedoch hauptsächlich wegen des „Großen Orionnebels“, der in dunklen Nächten bereits mit dem bloßen Auge gesehen werden kann. Bereits ein Fernglas oder kleines Teleskop zeigt die komplexe Nebelform. In einem größeren Instrument erkennt man Strukturen in den Wolken und im Zentrum des Nebels können die 4 Sterne des „Trapezes“ erkannt werden, die ebenfalls nach kosmischen Zeiträumen mit einem Alter von etwa einer Million Jahren sehr jung sind. Der Orionnebel wird auch als „Kinderstube“ für Sterne bezeichnet, da auch heute noch neue Sterne in ihm entstehen. M78 ist ein länglicher Reflexionsnebel, der bereits in einem 10x50- Fernglas gesehen werden kann. Es ist der hellste Reflexionsnebel des Himmels. Das Wort Reflexionsnebel sagt aus, dass hier Staub- und Gasmassen von Sternen angestrahlt werden und dieses Licht reflektieren. Die Zusatzgrafik zeigt IC 434 / B33 den in vielen Astronomiebüchern dargestellten und durch seine Form als „Pferdekopfnebel“ bekannten Dunkelnebel. So eindrucksvoll der „Pferdekopfnebel“ auf lang belichteten Fotos auch aussieht, so schwer ist er zu beobachten. Nur noch in den dunkelsten Regionen Deutschlands – die leider infolge der rasch fortschreitenden Lichtverschmutzung immer seltener werden – ist das zarte Glimmen der interstellaren Gaswolke IC 434 zu erkennen, vor der die dunklen Staubmassen von B33 (Pferdekopf) in lichtstarken Teleskopen und Spezialfilter zu erahnen sind.
Doch nicht nur der Pferdekopfnebel ist Opfer der Lichtverschmutzung, Satellitenaufnahmen belegen, dass jährlich die Lichtverschmutzung um 10 Prozent zunimmt. Neben dem schleichenden Verlust des Sternenhimmels sind auch viele nachtaktive Insekten und Zugvögel gefährdet. Des Weiteren tragen weit nach Mitternacht noch sinnlos illuminierte Fassaden von Gebäuden in Industriegebieten mit einem unsinnigen Energieverbrauch nicht zu einem Rückgang der Klimaerwärmung bei. Interessierte Leser können sich im Internet unter: http://www.do1-tv.de/2010/01/22/die-zerstorung-der-nacht-das-wissenschaftsspezial/ einen sehr informativen Film zu diesem Thema anschauen und weitere ausführliche Informationen bei Fachgruppe DARK SKY der Vereinigung der Sternfreunde unter http://www.lichtverschmutzung.de/ abrufen.