Almaaz – einer der ungewöhnlichsten Sterne – beendet seine Dunkelfase
von Winfried Kräling
Im Februar werden die Tage wieder merklich länger, in der Mitte Deutschlands (Marburg) geht die Sonne am Monatsbeginn um 17:03 Uhr unter, am 28. Februar hingegen erst um 17:56 Uhr. Das Ende der Dämmerung verschiebt sich vom Monatsanfang bis Monatsende von 19:03 Uhr auf 19:51 Uhr.
Schon in der Dämmerung leuchtet der Planet Jupiter über dem Südwesthorizont, dem er sich bis zum Monatsende immer mehr annähert. Aufgrund seiner tiefen Stellung dürfte es schwierig sein, noch feinere Details in seiner lebhaften Atmosphäre zu erkennen. Der Ringplanet Saturn geht Anfang Februar wieder vor Mitternacht auf, am Monatsende sogar schon vor 22 Uhr. Sein ausgeprägtes Ringsystem ist im Jahre 2011 wieder auffälliger, da es sich zunehmend von seiner „Breitseite“ zeigt (siehe Karteneinsatz). Saturn zeigt sich schon in einem Fernglas bei 10-facher Vergrößerung etwas länglich, in einem kleinen Spektiv bei 30-facher Vergrößerung sind die Ringe zu erahnen und deutlich zu sehen sind diese in einem astronomischen Teleskop bei einer Vergrößerung ab etwa 100-fach.
Venus glänzt auch im Februar über dem Südosthorizont als strahlender Morgenstern. Allerdings entfernt sich Venus von der Erde, was auch daran zu erkennen ist, dass ihr Scheibchendurchmesser im Teleskop merklich kleiner wird und sich ihre Gestalt (siehe Sternkarteneinsatz) immer mehr rundet. Da die Venusaufgänge im Februar immer später erfolgen, die Morgendämmerung aber immer früher einsetzt (1 Febr. 6:05 Uhr, 28. Febr. 5:15 Uhr gültig für Marburg) schrumpft die Sichtbarkeitsdauer von Venus erheblich.
Der Anblick des Fixsternhimmels zeigt sich spätwinterlich, viele helle Sterne sind auf unserer Sternkarte zu sehen, auch Sirius, der hellste aller Fixsterne zeigt sich im Februar. Von ihm ausgehend finden wir auch das Wintersechseck, das aber kein reguläres Sternbild darstellt, sondern es umfasst hellere Sterne aus mehreren Sternbildern. Von Sirius ausgehend enthält es (im Uhrzeigersinn) die Sterne: Sirius im Großen Hund, Prokyon im Kleinen Hund, Castor und Pollux in den Zwillingen, Capella im Fuhrmann, Aldebaran im Stier und Rigel im Orion.
Zu den ergiebigsten Sternbildern für das bloße Auge, einem Fernglas oder einem kleinen Teleskop am Winterhimmel, zählt sicherlich auch das Sternbild Fuhrmann (siehe Zusatzgrafik), das den lateinischen Namen Auriga (Abkürzung: Aur) trägt. Gleich drei Objekte aus dem bei Amateurastronomen beliebten Messierkatalog, die offenen Sternhaufen M36, M37 und M38 finden wir hier und auch zwei Objekte aus dem New General Catalogue (NGC) sind für kleinere Instrumente zugänglich. Weiterhin lässt sich in diesem Jahr der Helligkeitsanstieg des Sternes Almaaz - der vielen Sternfreunden besser unter der Bezeichnung Epsilon Aurigae bekannt ist – mit dem bloßen Auge beobachten. Almaaz, dessen arabischer Name soviel wie Ziegenbock bedeutet, ist einer der ungewöhnlichsten Sterne am Nachthimmel, der etwa 2000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Dass er trotz dieser enormen Entfernung noch mühelos mit dem bloßen Auge gesehen werden kann, liegt daran, dass es sich bei Epsilon Aurigae um einen Überriesen handelt, dessen Leuchtkraft die unserer Sonne um mehr als 10.000-mal übertrifft. Weiter hinzu kommt, Almaaz ist ein Bedeckungsveränderlicher, d.h. zwei Sterne unterschiedlicher Leuchtkraft umkreisen einander und wenn sich die dunklere Komponente vor die hellere schiebt, nimmt die scheinbare Helligkeit ab. Von allen bekannten Bedeckungsveränderlichen weist Epsilon Aurigae mit rund 27 Jahren die größte zeitliche Periode auf. Die Bedeckungsphase dauert insgesamt recht genau zwei Jahre, seit 2009 findet eine solche Bedeckung statt, allmählich ist damit zu rechnen, dass Almaaz im Laufe dieses Jahres seine Dunkelfase beendet und wieder um circa eine Größenklasse (der Unterschied für die hellsten und die schwächsten Sterne die mit bloßem Auge gesehen werden können, beträgt etwa 6 Größenklassen) auf seine Normalhelligkeit ansteigt, die er dann für die nächsten 25 Jahre beibehält.. Durch Beobachtung im Verlaufe dieser Bedeckung, konnte nachgewiesen werden, dass eine riesige dunkle Staubscheibe, die einen kleinen, nicht sichtbaren Stern umgibt, vor Epsilon Aurigae vorüberzieht und dessen Licht abschwächt.
Die bereits erwähnten offenen Sternhaufen M36, M37 und M38 sind in einem Fernglas als matt leuchtende Nebelfleckchen zu erkennen, in einem mittleren Amateurinstrument entpuppen sie sich jedoch zu prächtigen Sternhaufen und erwecken den Eindruck von Diamantenstaub auf schwarzem Samt. Auch NGC 1664 und NGC 2281können mit einem Fernglas aufgefunden werden, NGC 2281 gilt bei Sternfreunden als Geheimtipp am Winterhimmel. Obwohl der Haufen von Messier übersehen wurde, können bereits in einem 10x50 Fernglas einzelne Sterne erkannt werden, in einem Teleskop mit 4- Zoll Öffnung gleicht er einem Fisch. Vier der hellsten Sterne (als Rhombus) bilden den Körper, drei weitere die Schwanzflosse.