956 Jahre alter Supernovarest ist auch heute noch sichtbar
von Winfried Kräling
Zum Jahresbeginn soll eine kleine Jahresvorschau dem Leser einen Überblick über die interessantesten Ereignisse des kommenden Jahres geben. Im Jahr 2010 ereignen sich vier Finsternisse: eine ringförmige Sonnenfinsternis am 15. Januar, eine partielle Mondfinsternis am 26. Juni, eine totale Sonnenfinsternis am 11. Juli und eine totale Mondfinsternis am 21. Dezember, von denen in Deutschland aber nur der Beginn der totalen Mondfinsternis gesehen werden kann. Auch die hellen Planeten von Merkur bis Saturn können im kommenden Jahr beobachtet werden. Merkur ist Ende März und Anfang April am abendlichen Westhorizont sowie Mitte September bis Anfang Oktober morgens über dem Osthorizont zu sehen. Venus strahlt als Abendstern von Februar bis Ende September über dem westlichen Horizont und zum Jahresende ist sie als Morgenstern am Osthimmel sichtbar. Mars steht am 29. Januar der Sonne gegenüber und leuchtet die ganze Nacht am Firmament und kann mit abnehmender Helligkeit bis Ende August am Abendhimmel gesichtet werden. Jupiter lässt sich von April an am Morgenhimmel sehen, im September ist er die ganze Nacht über sichtbar und Beobachter können ihn bis zum Jahresende verfolgen. Der Ringplanet Saturn kann vom Jahresbeginn bis Anfang August beobachtet werden.
Nach dieser kleinen Jahresübersicht wenden wir uns dem Monat Januar zu. Wer sich am 15. Januar im östlichen Afrika, den Malediven oder im südlichen Indien aufhält, kommt in den Genuss einer ringförmigen Sonnenfinsternis.
Jupiter kann im Januar noch am Abendhimmel gesichtet werden, doch steht er in der Dämmerung und den frühen Nachtstunden schon recht niedrig über dem südwestlichen Horizont und zählt nicht mehr zu den lohnenswerten Objekten für teleskopische Beobachtungen.
Anders bei Mars; wie bereits erwähnt, steht Mars am 29. Januar in Opposition zur Sonne und ist zu dieser Zeit am besten zu beobachten. Bereits mit dem bloßen Auge macht Mars seinem Beinamen - der rote Planet – alle Ehre, als hell leuchtendes rötliches Gestirn geht er im Nordosten in den frühen Abendstunden auf und steht um Mitternacht hoch im Süden. Obwohl er nur so groß erscheint, wie ein Cent- Stück in 235 Metern Entfernung, können bereits mit mittelgroßen Amateurteleskopen Details seiner Oberfläche gesehen werden. Aufgrund seiner Achsneigung ist jetzt Frühling (auf der Nordhalbkugel) auf Mars und das Abschmelzen der nördlichen Polkappe kann im Teleskop im Laufe der kommenden Wochen verfolgt werden. Ebenso lassen sich, wegen der Marsrotation von 24 Std. 37 Min., während einer Nacht unterschiedliche Regionen und Oberflächenstrukturen erkennen. Die beiden kleinen, kartoffelförmigen Marsmonde Phobos ( 18km x 22km x 26km) und Deimos (10km x 12km 15km), deren Name Furcht und Schrecken bedeutet, bleiben hingegen größeren Teleskopen vorbehalten.
Der Ringplanet Saturn verweilt im Januar im Sternbild Jungfrau. Zum Monatsbeginn geht Saturn um Mitternacht und am Monatsende gegen 22 Uhr im Osten auf. Im Teleskop sind die Ringe wieder deutlich zu erkennen.
Unsere Sternkarte zeigt das schwach leuchtende Band der Wintermilchstraße sowie recht markante Sternbilder wie Kassiopeia, Perseus, Fuhrmann, Orion und Stier. Letzteres ist eines der ältesten Sternbilder überhaupt. Der Kopf des Stieres wird durch den v-förmigen Sternhaufen der Hyaden gebildet, Aldebaran ist sein rot glühendes Auge, der Stern Alnath formt das obere Horn und der Sterhaufen der Plejaden bildet die hoch aufgerichtete Schwanzquaste. Im Jahre 1054 n. Chr. beobachteten chinesische Astronomen am unteren Horn, nahe dem Stern Tien Kuan eine Sternexplosion - eine Supernova. Wochenlang konnten sie an der Position des Crabnebels (M1) einen hellen Stern erkennen, der sogar mit dem bloßen Auge am Taghimmel sichtbar war. Im Jahre 1731 wurde von John Bevis sowie unabhängig davon durch Charles Messier 1758 ein nebelartiges Gebilde entdeckt. Der Name Crabnebel oder Krebsnebel wurde 1844 von Lord Rosse geprägt, der den Nebel mit seinem großen Spiegelteleskop detailliert beobachtete und auch zeichnete. Anhand der Ähnlichkeit der Filamente mit Krebsbeinen stellte er fest: „er sieht aus wie ein Krebs“. Als man Anfang des 20. Jahrhundert die ersten Fotografien aufnahm, stellte sich heraus, dass der Nebel expandiert. Durch Zurückberechnung der Ausdehnung des Crabnebels schloss man auf eine Supernovaexplosion vor rund 900 Jahren und damit war exakt die Position gefunden, wo 1054 eine Supernova stattfand.
Sehr bekannt - aber häufig als kleiner Wagen fehlinterpretiert - ist der offene Sternhaufen der Plejaden, der im deutschen Sprachbereich auch als Siebengestirn oder die sieben Schwestern genannt wird. Messier führte ihn als 45. Objekt in seinen Katalog (M45) auf, obwohl die Plejaden seit der Antike bekannt sind. Mit bloßem Auge erkennt man je nach Himmelsgüte 6, 9 ja sogar 12 Sterne – selten oder nie sehen Beobachter 7 Sterne. Teleskopisch konnten 500 Sterne in diesem Haufen nachgewiesen werden und bei dunkelstem Himmel können in kleinen Teleskopen sogar die Gas- und Staubnebel gesehen werden, die das Licht der Plejadensterne reflektieren. Auch der Sternhaufen der Hyaden, auch Regengestirn genannt, ist seit der Antike bekannt. Mehr als 200 Sterne bilden diesen offenen Sternhaufen, der mit einer Entfernung von ca. 150 Lichtjahren zu den nächsten seiner Art zählt. Aldebaran, das Auge des Stieres, ist ein oranger Riesenstern in 65 Lichtjahren Entfernung. Er ist ein so genannter Vordergrundstern, der sich nur zufällig in Richtung der Hyaden befindet und diese in südliche Richtung passiert. Weitere in einem Teleskop leicht zu beobachtende Objekte sind die in der Zusatzgrafik gekennzeichneten Sternhaufen NGC 1647 und 1746.