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Das Sternbild Leier – klein aber fein

von Winfried Kräling

Monatshimnmel Juli 2010
Monatshimmel Juli 2010
Sternbild Leier mit Objekten
Sternbild Leier mit Objekten

Im Juli werden die Nächte allmählich wieder etwas länger. Nachdem im Juni auch in der Mitte Deutschlands die ganze Nacht über ein Rest von Dämmerung zu beobachten war, wird es Ende Juli für knapp drei Stunden wieder richtig dunkel. Am 7. Juli steht die Erde in Sonnenferne, an diesem Tag beträgt die Distanz zu unserem Zentralgestirn 152 Mio. km (bei Sonnennähe am 3. Januar waren es 147 Mio. km). Für die Jahreszeiten verantwortlich ist nicht die Entfernung der Erde zu unserem Zentralgestirn sondern die Richtung der Erdachse. Da die Erdachse stets in Richtung des Polarsternes zeigt und zudem zur Umlaufbahn der Erde geneigt ist, die Erde sich aber um die Sonne bewegt, zeigt im Sommer mehr die nördliche Erdhälfte in Richtung Sonne und im Winter die südliche Hemisphäre.

Obwohl es im Juli noch sehr spät dunkel wird, lassen sich hellere Objekte wie der Mond und die Planeten schon in der Dämmerung beobachten, wobei der Mond in der ersten Monatshälfte ein Beobachtungsobjekt der zweiten Nachthälfte ist. Ab dem 13. Juli erscheint die schmale Mondsichel über dem westlichen Horizont, um täglich höher zu steigen und voller zu werden. Am 26. Juli erhellt der Vollmond die kurze Sommernacht. Der westliche Horizont ist übrigens auch die Position, wo sich im Juli gleich drei unserer fünf hellen Planeten auffinden lassen. An erster Stelle sei Venus genannt, die zurzeit als Abendstern leicht an ihrer großen Helligkeit zu erkennen ist und bereits kurz nach Sonnenuntergang sichtbar wird. Der Sternkarteneinsatz zeigt, dass Venus in einem Teleskop eine deutliche Phase zeigt. Venus kommt der Erde zunehmend näher, sie erscheint uns daher zunehmend größer. Mars ist mit dem bloßen Auge an seiner rötlichen Farbe etwas links der hellen Venus zu finden. Er steht allerdings weit von der Erde entfernt, sodass in einem Teleskop kaum noch Einzelheiten seiner Oberfläche wahrgenommen werden können, wie ebenfalls im Sternkarteneinsatz ersichtlich ist. Wer noch einen Blick auf die Ringe des Saturns werfen möchte, sollte dies in diesem Monat tun, da Saturn im nächsten Monat in den Strahlen der Sonne verschwinden wird. Jupiter steht im Sternbild Fische, dies bedeutet, dass er im Juli gegen Mitternacht aufgeht. Zu finden ist der Riesenplanet in der zweiten Nachthälfte in östlicher Richtung, da er mit seiner Helligkeit alle Sterne in dieser Gegend überstrahlt ist er leicht zu identifizieren.

Wenn die Dämmerung dem Ende entgegen geht und es zunehmend dunkler wird erscheinen auch Sterne und Sternbilder am Himmel und in dunklen Regionen ziert die Milchstraße den Sommerhimmel. Zu den ersten Sternen die sichtbar werden gehört Wega, in dem kleinen aber feinen Sternbild Leier, dass ich heute etwas näher vorstellen möchte.

Das Sternbild Leier (lat. Lyra) repräsentierte in der Antike das von dem griechischen Gott Hermes erfundene Musikinstrument, der dieses seinem Halbbruder Apollon schenkte. Von diesem gelangte es in den Besitz von Orpheus, dem berühmtesten Sängers der Antike. Nach dem Tod von Orpheus wurde die Leier an den Sternenhimmel versetzt, wo es noch heute weilt. Der hellste Stern in der Leier ist Wega („herabstürzender Adler“), der fünfthellste Fixstern überhaupt. Er ist etwa 27 Lichtjahre von uns entfernt und strahlt ca. 50mal heller als die Sonne. Zu den bemerkenswertesten Fixsternen am Sommerhimmel zählt der Stern Sheliak („Harfe“) der Sternfreunden allerdings besser unter der Bezeichnung Beta Lyra bekannt sein dürfte. Bereits in kleinen Fernrohren erkennt man, dass Sheliak ein Doppelstern ist. Größere Amateurteleskope zeigen zwei weitere Komponenten dieses etwa 880 Lichtjahre entfernten Sternensystems. Der oberste und schwächste Stern (Einsatz in Grafik) steht allerdings nur zufällig in der gleichen Blickrichtung; Astronomen bezeichnen solche Sterne als „optische Doppelsterne“. Die drei helleren Sterne sind durch die Schwerkraft miteinander verbunden, es handelt sich hierbei um „physische Doppelsterne“. Die Spektren der beiden hellsten Sterne verraten, dass diese beiden Sterne wiederum doppelt sind, allerdings so dicht zusammen stehen, dass sie auch in den größten Teleskopen scheinbar zu je einem Stern „verschmelzen“. Die beiden Sterne der Hauptkomponente von Sheliak, deren Massen auf das 80- bzw. 50-fache der Sonnenmasse geschätzt wird, stehen so dicht zusammen, dass sie sich sogar durch ihre Anziehungskraft zu regelrechten „Eiern“ verformen. Sie umkreisen sich in nur 12,9 Tagen, dabei bedecken sie sich von der Erde aus gesehen gegenseitig. Solch eine Bedeckung lässt sich sogar mit dem bloßen Auge erkennen, da uns zu Zeiten, wo die Sterne hintereinander stehen, nur das Licht der vorderen Komponente erreicht, was sich durch einen merklichen Helligkeitsabfall bemerkbar macht.

Ein weiterer Doppelstern, an dem man seine Sehkraft und die Güte eines Teleskopes testen kann, ist Epsilon Lyra (eps Lyr). Menschen mit sehr guten Augen können bereits mit bloßem Auge zwei Sterne dicht nebeneinander stehen sehen, den meisten gelingt dies jedoch erst mit einem Fernglas. In guten Teleskopen ab 70mm Linsendurchmesser sollte man bei einer Vergrößerung von etwa 100x erkennen, dass jeder dieser beiden Sterne wiederum ein Doppelstern ist. Auch zwei sehr schöne DeepSky- Objekte hat die Leier zu bieten. An erster Stelle sei hier M57 – der berühmte Ringnebel –genannt, der bereits in einem Fernglas als sternförmiges Objekt etwa in der Mitte zwischen den beiden Sternen Sulafat und Sheliat aufgefunden werden kann. Bereits kleinste Teleskope zeigen M57 als blasses Scheibchen und in größeren Fernrohren wird auch der Ring sichtbar. Auch der Kugelsternhaufen M56 lässt sich mit einem Fernglas als verwaschener Nebelfleck erspähen, um jedoch Einzelsterne erkennen zu können ist, ein mittleres Amateurteleskop notwendig.

[update]

Am 8. Juli findet eine Sternbedeckung durch einen größeren Kleinplaneten statt. Sämtliche Informationen dazu finden Sie auf dieser Seite unter unseren aktuellen Hinweisen.

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