Mondfinsternis und Leuchtende Nachtwolken
von Winfried Kräling
Lange Tage und angenehme Temperaturen lassen erkennen, dass der Sommer in den Startlöchern steht. Aus meteorlogischer Sicht beginnt der Sommer am 1. Juni, aus astronomischer Sicht erst am 21. Juni um 19:16 Uhr, wenn die Sonne den höchsten Punkt ihrer (scheinbaren) Bahn erreicht. Wir sprechen von der Sommersonnenwende, ab diesem Zeitpunkt werden die Tage wieder geringfügig kürzer und die Nächte allmählich wieder länger.
Auch wenn es um den Zeitpunkt der Sommersonnenwende (besonders im Norden Deutschland) nicht richtig dunkel wird und somit der Blick auf schwach leuchtende DeepSky-Objekte wie Galaxien und Nebelflecke erschwert wird, lassen sich Phänomene beobachten, die in anderen Jahreszeiten nicht sichtbar sind: Leuchtende Nachtwolken. Während die gewaltigen Gewitterwolken bis zu 10 km und die zarten Cirrus- oder Schleierwolken etwa 20 km hoch sind, befinden sich Leuchtende Nachtwolken in mehr als 80 km Höhe, in einer Region also, wo auch Polarlichter und Sternschnuppen aufleuchten. Diese stets in nördlicher Richtung sichtbaren Leuchterscheinungen sind erstmals aus dem Jahr 1885 überliefert. Zwei Jahre zuvor explodierte in der Sundastraße der Vulkan Krakatau und schleuderte gewaltige Staubmassen in die Hochatmosphäre. Dies ist ein Hinweis dafür, dass Leuchtende Nachtwolken aus winzigen Staub- und Eispartikel bestehen, die das Sonnenlicht reflektieren. Leuchtende Nachtwolken können sehr hell sein, die Beobachtungsdauer kann wenige Stunden aber in seltenen Fällen auch einige Tage betragen. Ebenfalls können Erdsatelliten zum Sommeranfang recht gut und teilweise die ganze Nacht über gesehen werden, da die Sonne nur flach unter den Horizont sinkt und ihre Strahlen die hochfliegenden Satelliten auch noch um Mitternacht erreichen und somit sichtbar machen.
Zu einem astronomischen Highlight des Jahres kommt es am Abend 15. Juni; eine totale Mondfinsternis ist zu sehen. Zuletzt lies sich in unserer Region eine totale Mondfinsternis im Jahre 2008 beobachten, die nächste totale Mondfinsternis wird erst wieder am 28. September 2015 bei uns zu beobachten sein.
Ein astronomischer Laie wird vielleicht erwarten, dass der Mond total unsichtbar ist. Dies ist jedoch in der Regel nicht der Fall, da nämlich etwas Sonnenlicht in der Erdatmosphäre (wie bei einer Linse) gebrochen wird und somit den Mond erreichen kann. Da langwelliges rotes Licht stärker als das kurzwellige blaue Licht abgelenkt wird, erscheint der Mond in einem mehr oder weniger hellen rötlichen Licht (siehe Zusatzgrafik), was auch den Reiz der Beobachtung ausmacht.
Wenn uns Petrus gnädig gesinnt ist und keine dichten Wolkenpakete zwischen uns und den Mond schiebt, lässt sich die Mondfinsternis wie folgt beobachten: Am Mittwochabend geht der Vollmond in Marburg um 21: 31 Uhr auf, zu diesem Zeitpunkt ist unser Trabant allerdings schon total verfinstert (Beginn der Totalität 21:22 Uhr) und es wird schwer sein, den verfinsterten Mond in der noch hellen Dämmerung knapp über dem Horizont zu erspähen – ein Fernglas kann hier gute Dienste leisten. Um 23:03 Uhr endet die Totalität, noch immer ist es nicht richtig dunkel, aber jetzt blinkt der Westrand des Mondes nur wenige Grad über dem südöstlichen Horizont auf, was mittels Fernglas oder Teleskop deutlich wahrgenommen werden kann. Eine Stunde lang ist zu erkennen, wie immer mehr Mondlandschaften wieder von der Sonne erhellt werden. .
Den Kernschatten verlässt er wieder um 0:03 Uhr, was praktisch als Finsternisende angesehen werden kann, da der Austritt aus dem Halbschatten um 1:02 Uhr recht unspektakulär ist und nur fotografisch verfolgt werden kann.
Der Ringplanet Saturn steht im Juni zu Beginn der Dunkelheit schon hoch im Südwesten im Sternbild Jungfrau und präsentiert Teleskopbeobachtern sein ausgeprägtes Ringsystem. Jupiter, der größte Planet des Sonnensystems taucht im Laufe des Junis wieder am Morgenhimmel auf und Frühaufsteher können mittels Fernglas den Tanz seiner vier hellen Monde beobachten.
Wie eingangs bereits erwähnt, müssen wir im Juni lange auf den Anblick schwächerer Sterne und Himmelsobjekte warten, erst gegen Mitternacht ist es dunkel genug, um Sternbilder und die aufziehende Sommermilchstraße zu erkennen. Ein Blick auf die Sternkarte zeigt den Anblick des Sternhimmels in südliche Richtung, dominiert wird dieser Ausschnitt von den beiden hellsten Fixsternen des Nordhimmels: Arctur im Bootes und Wega im Sternbild Leier. Recht auffällig ist auch der rötliche leuchtende Stern Antares, den man im Sternbild Skorpion knapp über dem südlichen Horizont findet.