Unweit der Deichsel des Großen Wagens findet sich die markante und große Spiralgalaxie M 101 (NGC 5457), im Englischen Pinwheel genannt. Sie ist neben M 33 und M 51 eine der bedeutensten Spiralgalaxien am nördlichen Himmel und eine der wenigen Galaxien, bei der man Spiralarme und sogar einzelne HII-Regionen in einem Amateurteleskop erkennen kann. M 101 ist die hellste Galaxie einer 9 Mitglieder umfassenden Gruppe. Damit ist diese Galaxienansammlung durchaus vergleichbar mit unserer Lokalen Gruppe. Durch Aufnahmen des Hubble Space Telescope konnten inzwischen einige Cepheiden in der Galaxie entdeckt und damit die Entfernung relativ genau zu 27 Millionen Lichtjahren bestimmt werden. Daraus läßt sich auch der Durchmesser der Galaxie zu 190.000 Lichtjahren ableiten. Damit ist M 101 rund doppelt so groß wie unser eigenes Milchstraßensystem. Entdeckt wurde M 101 übrigens am 27. März von Pierre Méchain, der sie als Nebel ohne Sterne, ziemlich schwach und sehr groß beschrieb.
Visuelle Beobachtung
Auch von M 101 gibt es verschiedene Berichte, daß Beobachter diese Galaxie schon mit bloßem Auge gesehen hätten. Unter einem normalen europäischen Himmel ist das bei einer visuellen Helligkeit von ca. 7.9 mag sicherlich ein sinnloses Unterfangen. Es macht aber klar, daß man bei der Beobachtung von M 101 wegen der geringen Flächenhelligkeit der Spiralarme ungleich mehr von einem dunklen Himmel profitiert. Die Ausläufer der Spiralarme erreichen eine Größe von ca. 22 Bogenminuten und überdecken damit über die Hälfte der Fläche des Vollmondes. Von dieser beeindruckenden Größe bleibt unter eher durchschnittlichen Beobachtungsbedingungen oft nur der helle zentrale Galaxienkern übrig.
Feldstecher mit großer Austrittspupille (4-7 mm) sind ideal, um sich auf die Suche nach M 101 zu begeben. Der Beobachter sollte außerdem die Technik des indirekten Sehens beherrschen. Trifft man dann noch eine gute, dunkle Nacht, ist es verblüffend, wie leicht M 101 zu beobachten sein kann. Bei 7-10facher Vergößerung sieht man einen kleinen runden Nebelfleck ohne Struktur. Sollte Sie die Gelegenheit haben, einen Blick durch ein großes Binokular zu werfen (z.B. Miyauchi 20x100), dann ist M 101 ein unbedingtes Muß. Unvergesslich aber wird mir der Anblick von M 101 unter einem Hochgebirgshimmel und einem Fujinon 25x150 bleiben. Um allerdings den ersten Ansatz einer Spiralstruktur sehen zu können, muß man sicherlich zu 5 Zoll Öffnung greifen. Generell sollte man bei dieser Galaxie immer die kleinst mögliche Vergrößerung probieren, um die Galaxie in ihrer ganzen Ausdehnung sehen zu können. Die Maximalvergrößerung wird benötigt, um die Spiralarme zu erkennen und ev. noch weitere Details. Einige der helleren HII-Regionen in den Spiralarmen (nach deVaucouleurs insgesamt 10 Stück: 5447, 5449, 5450, 5451, 5453, 5455, 5458, 5461, 5462, 5471) haben sogar eigene NGC Nummern bekommen. Nach ihnen kann man ab ca. 10-12.5 Zoll Öffnung Ausschau halten. Normalerweise sind Interferenzfilter keine Hilfe bei der Galaxienbeobachtung. Hier jedoch helfen sie, die HII-Regionen besser herauszuarbeiten. Der Galaxienkörper und der Himmelshintergrund werden dunkler, während die HII-Regionen gleich hell bleiben.
Fotografie
Fotografisch ist M 101 in mancher Hinsicht einfacher. Die Größe dieser Galaxie macht sie zu einem interessanten Objekt auch für kürzere Brennweiten unter 300 mm. Die Spirale wird dann allerdings nur als symmetrischer, runder Fleck abgebildet. Ab 500 mm Brennweite treten die Spiralarme schon deutlich hervor und es lassen sich sogar einige der HII-Regionen identifizieren. Da die äußeren Spiralarme eine sehr geringe Flächenhelligkeit haben, sollte auch hier ein kontrastreicher Film zum Einsatz kommen. Der CCD-Fotograf profitiert von der hohen Empfindlichkeit und der großen Dynamik seiner Aufnahmetechnik.
Karl Thurner