Beide Objekte sind, zusammen mit dem Orionnebel und Barnard's Loop, Teile eines riesigen Sternentstehungsgebietes im rund 1500 Lichtjahre entfernten Orion-Spiralarm unserer Galaxie. In den dunklen Gas- und Staubwolken entstehen ständig neue Sterne, deren Strahlung wieder das umliegende Gas zum Leuchten anregt. Der Pferdekopfnebel selbst ist letztendlich nur eine dunkle Staubwolke (B33), die durch das zarte Glimmen des unmittelbar dahinterliegenden Emissionsnebels IC 434 sichtbar wird. Wie alle HII-Regionen strahlt IC 434 hauptsächlich in der H-Alpha Linie, die wir als dunkelrot wahrnehmen. CCD und Film funktionieren bei dieser Wellenlänge hervorragend, das nachtadaptierte Auge hingegen ist für H-Alpha fast blind. Die visuelle Wahrnehmung von IC 434 findet weitgehend in der wesentlich schwächeren H-Beta Linie statt. Deshalb ist der Pferdekopfnebel für die visuelle Beobachtung extrem schwierig, und gleichzeitig ein leichtes Objekt für die Astrofotografie.
Visuelle Beobachtung
Der Pferdekopfnebel ist eines der schönsten Deep-Sky Objekte. So wundert es nicht, daß jeder ihn auch unbedingt beobachten will. Dabei zählt der Pferdekopf visuell zu den schwierigsten Objekten und stellt höchste Anforderungen an Mensch, Material und Himmelsqualität. Nicht wenige Beobachter sind bei ihrer Suche nach einem Stückchen leuchtendem Gas mit Dunkelstruktur auf NGC 2024 hereingefallen. Der Flame-Nebel liegt aber östlich von Alnitak und ist um so vieles heller, daß es eigentlich keine Verwechslungen geben dürfte.
Mit Ferngläsern wird man vergeblich suchen, außer man schleppt ein 25x150 Fujinon unter einen Hochgebirgshimmel. Dann ist allerdings der Pferdekopfnebel selbst ohne Nebelfilter kein Problem mehr. Wenn für irgendein Objekt die Himmelsqualität wichtig ist, dann für den Pferdekopfnebel. Unter städtisch aufgehelltem Himmel hat man selbst mit einem 18-Zöller kaum eine Chance, irgendwas zu sehen. Erschwerend bei der Beobachtung ist der helle Gürtelstern Alnitak nur wenige Bogenminuten nördlich, der auf jeden Fall außerhalb des Gesichtsfeldes sein muß. Ein unentbehrliches Hilfsmittel für dieses Objekt sind Nebelfilter, die aber schlechte Beobachtungsbedingungen nicht kompensieren können. Für kleine Teleskope sollte man einen UHC-Filter verwenden, für größere Öffnungen kommt auch der kontrastreichere H-Beta-Filter in Frage, erfahrungsgemäß stellt sich bei 3,5 bis 4 mm Austrittspupille die beste Wahrnehmung ein.
Eine weitere Voraussetzung sind viel Öffnung und eine gute Kontrastleistung der Optik. Mit perfekten Teleskopen ist wohl 4-5 Zoll die unterste Grenze, ab der sich eine Suche lohnt. Mit einem UHC-Filter kann man dann meist die Kante des Nebels wahrnehmen, und vereinzelt schon die dunkle Ausbuchtung. Wer dann auch noch die typische Form mit Schnauze erkennen möchte, muß mindestens einen guten 12.5-Zöller oder einen perfekten 8-Zöller zusammen mit einem H-Beta Filter unter exzellenten Bedingungen benutzen. Unter einem namibischen Himmel war mit einem 16-Zöller die typische Form des Pferdekopfnebel sogar ohne Nebelfilter gut zu sehen. Unter europäischen Hochgebirgsbedingungen braucht man dafür einen 20-Zöller, oder ein Fujinon 25x150. Erst dann läßt sich die klare Struktur des Dunkelnebels erfassen und dem Beobachter den Eindruck eines Pferdekopfes zu hinterlassen. Es wäre nicht der Pferdekopfnebel, wenn nicht ein geübtes und gesundes Auge als weitere Voraussetzung hinzukäme. Volle Nachtadaption und das Verbot von weißem Licht sind obligatorisch. Beim Beobachten das Objekt zwischen Nase und Augenmitte stellen, und etwas hin- u. herbewegen. Als Kettenraucher muß man die hier genannten Öffnungen verdoppeln und für ausreichende Vitaminzufuhr sorgen. Dagegen ist der Flame-Nebel ein Objekt für fast jedes optische Instrument. Bereits im Fernglas kann man einen Nebelfleck ausmachen, und schon in kleinen Teleskopen wird das Dunkelband sichtbar. Ab 12 Zoll werden dann zusätzliche Dunkelstrukturen sichtbar.
Fotografie
Fotografisch ist der Pferdekopfnebel überraschend einfach. Für den dunkelroten Anteil im Spektrum sind Farbfilme und panchromatische Schwarz-Weiß-Filme bestens geeignet. Insbesondere der TP 2415 (hypersensibilisiert!) kann hier seine Stärken auspielen. Mit der Standardbrennweite 50 mm zeigt sich der Pferdekopfnebel nur als winzige Ausbuchtung in einem großen Nebelkomplex. Ab 500 mm Brennweite läßt sich dagegen schon deutlich die charakteristische Form abbilden.
Karl Thurner